Moin, moin, liebe Freundinnen und Freunde,
die Nachrichten im November hatten es in sich: Über den Wahlerfolg („Durchmarsch“) von D. Trump und seiner Partei bei den US-Wahlen, die Zusammensetzung seines „Gruselkabinetts“, den Bruch der sog. Ampelkoalition in Deutschland – mit schlechten Meldungen aus Krisen- und Kriegsgebieten, zur sich verschärfenden Klimakrise oder über wenig erfolgreiche internationale Verhandlungen haben wir uns ja bereits mehr oder weniger abgefunden. Etwaige Hoffnungen auf politischen Rückenwind für dringend notwendige Veränderungen, die Gewährleistung von Menschenrechten und Völkerrecht oder die Bewahrung der Mitschöpfung können wir für die nächsten Jahre wahrscheinlich begraben, in Deutschland und wohl auch in vielen Teilen der Welt.
Was bedeutet dies für die zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen, die sich für Gerechtigkeit, Frieden, die Bewahrung der Mitschöpfung, für Menschenrechte und Demokratie einsetzen? Nahezu weltweit in der Defensive, teilweise offen unterdrückt und ohne die Perspektive, dass sich die Lage bald verbessert, müssen sie widerständig bleiben, Ausdauer zeigen und weiter so gut es geht schützend vor und an der Seite der Schwachen, Diskriminierten stehen.
Damit Mut und Hoffnung nicht verloren gehen und wir von der Politik ernst genommen werden, braucht es sichtbare Solidarität untereinander und mit den Schwachen, Ausgegrenzten, in Deutschland und grenzüberschreitend. Ich halte es aktuell nicht für ratsam, „gegen die Politik/Eliten da oben“ auf die Straße zu mobilisieren und dabei gewollt oder ungewollt mit BSW und AfD zu kooperieren. Vielmehr müssen Bündnisse mit denjenigen gesucht werden, die militärische Gewalt weiterhin sehr skeptisch sehen, sich für Geflüchtete und Diskriminierte, Demokratie und das Asylrecht, Artenschutz und Maßnahmen gegen die Klimakrise einsetzen. Und diese gibt es trotz aller Verunsicherung und Verzweiflung, manche erwachen erst aus ihrer Lethargie oder Schockstarre. Dass Bewegung auf breiter Basis gelingen kann, zeigten die Demos zum Jahreswechsel und die Gründung von Bündnissen vor den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Ländern ge-gen Rechtsradikale und für Demokratie.
Von der evangelischen Kirche gibt es – ebenfalls im November – erfreuliche Nachrichten (Statements zu den aktuellen friedenspolitischen Entwicklungen fehlten leider weitgehend): Zum einen Beschlüsse der EKD-Synode zu Flucht, Migration und Asyl, zu „Anti-Diskriminierung, Gewaltprävention und Diversitätsorientierung stärken!“ und für einen Rechtsanspruch auf einen geförderten Freiwilligendienst. Zum anderen die große Zahl an Materialbestellungen für die Ökumenische Friedensdekade 2024. Vielleicht gelingt es ja, einen bundesweiten Teppich an Kirchengemeinden abzubilden, die sich für den Frieden engagieren – verbunden mit Initiativen von Gewerkschafter*innen, Umweltakti-vist*innen, Flüchtlingsinitiativen u.a. Dies auf den Weg zu bringen ist wohl erfolgversprechender, als auf eine fortschrittliche Koalition nach der Bundestagswahl am 23. Februar zu setzen.
Die Adventszeit erinnert uns an die Geburt an Jesus, der gewaltfreien Widerstand gegen die römischen Machthaber gepredigt, die Schwachen und Ausgegrenzten gestärkt und Zuversicht verbreitet hat. Daraus entstand eine weltweite Bewegung. Eine Botschaft voller Hoffnung und Kraft, die wir heute sehr gut gebrauchen können.
Viel Erfolg und Spaß bei und neben der Arbeit wünscht Ihnen und Euch auch im Namen der Geschäftsstelle. Schalom
Jan Gildemeister |